Mit fünf historischen Personen ins MiQua

Vor der Baustelle des MiQua auf dem Kölner Rathausplatz steht nun ein neuer Bauzaun! Der stellt Ihnen den Ort und die Menschen vor, die hier in den vergangenen 2000 Jahren gelebt und gewirkt haben. Sie lernen einen Statthalter kennen, der im Praetorium sein „Büro“ hatte, einen Gelehrten aus dem jüdischen Viertel, eine Goldschlägerin, einen Ratsherren und die frühere Direktorin des Wallraf-Richartz-Museums.

For English version click here.

Dr. Luise Straus-Ernst
Ascher ben Jechiel
Didius Iulianus
Maria Goltslegerrsa
Hermann von Weinsberg

Wie besonders der Ort in der Vergangenheit war, zeigen neben den Personen auch die verschiedenen Schichten auf dem Bauzaun. Darin können Sie Bilder mit Eindrücken der archäologischen Denkmäler und Entwürfe der zukünftigen Ausstellung entdecken. Doch für unsere Gegenwart spielt der Ort eine ebenso wichtige Rolle. Durch die Gucklöcher im Bauzaun können Sie zusehen, wie hier das neue Museum entsteht. Als Besucher*in steigen Sie später einmal in die „Stadt unter der Stadt“ hinab und erkunden die Vergangenheit auf einem unterirdischen Parcours am authentischen Ort. Mit archäologischen Befunden, Fundobjekten und den Geschichten der Menschen wird das MiQua ein komplexes historisches Stadtviertel museal zugänglich machen und so die verschiedenen Schichten der Vergangenheit mit der Gegenwart zusammenbringen. Denn die archäologischen Überreste des römischen Statthalterpalasts und des jüdischen mittelalterlichen Viertels mit Mikwe und Synagoge sind, nebeneinandergelegen unter der Bebauung einer modernen Großstadt, einzigartig. Das vielfältige Miteinander verschiedener Kulturen am Ort wird in der Ausstellung erlebbar. Mehr über unser Museumskonzept erfahren Sie hier.

Auf den anderen Seiten dieses Blogs können Sie sich über das Baugeschehen auf dem Laufenden halten oder interessante Blicke hinter die Kulissen werfen.

Köln als Karrierestation? Schon 180 nach Christus keine schlechte Idee!

Alter Mann mit weißem Haar und Bart, bekleidet mit einem verzierten Brustharnisch und einem über die linke Schulter geworfenen Tuch.
Statthalter Didius Iulianus, Grafik: © Ralf Gottschalk

Für den römischen Senator Marcus Didius Severus Iulianus (133/137–193) war Köln eine Station seiner politischen Karriere. Etwa fünf Jahre lang von 180/181 bis 184/185 verwaltete er als einer von vielen Statthaltern von hier aus die römische Provinz Niedergermanien. Bevor er nach Köln kam, war er in Obergermanien, Dalmatien und der Belgica tätig. Nach der Zerstörung durch einen Brand etwa um 180, vollendete Didius den Neubau der dritten Phase des Praetoriums. Nachdem er Köln verlassen hatte, um sich Aufgaben in Afrika zu widmen, ließ er sich schließlich im Jahr 193 in Rom zum Kaiser ausrufen. Als dritter Kaiser des sogenannten Vierkaiserjahres wurde Didius aber schon 66 Tage später vom römischen Senat abgesetzt und von einem Soldaten umgebracht. Im Museum werden die Besucher*innen Ziegelstempel mit seinem Namen und die Bauinschrift sehen können, die ihn als Bauherren des Palastes ausweisen.

Das Praetorium als Zentrum der römischen Herrschaft am Rhein wird Bestandteil des UNESCO-Welterbeantrages „Frontiers of the Roman Empire – The Lower German Limes“ sein, der gemeinsam mit den Niederlanden und dem Land Rheinland-Pfalz vorbereitet und im Jahr 2020 der UNESCO vorgelegt wird.

Der monumentale Palastbau zeigt, dass der Rathausplatz in den letzten 2000 Jahren immer auch ein Ort der Macht war. Das Praetorium war nicht nur Arbeitsplatz der Statthalter, sondern als Repräsentationsbau auch architektonischer Ausdruck der von dieser Funktion ausgehenden Macht. Die Geschichte des vielfach erweiterten Gebäudekomplexes endet nicht mit den Römern. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass der vormalige römische Verwaltungssitz auch von den fränkischen Königen als Palast genutzt wurde. Im Mittelalter hat sich die Macht dann auf das nebenan liegende Rathaus verlagert, von wo aus bis heute die Geschicke der Stadt gelenkt werden.

Braucht man Internet, um ein Influencer zu sein? Ein jüdischer Gelehrter teilt sein Wissen mit Europa.

Ein alter Mann mit langem weißen Bart und einer mützenähnlichen Kopfbedeckung hält ein iPad in den Händen
Der mittelalterliche jüdische Gelehrte Ascher ben Jechiel, Grafik: © Ralf Gottschalk

Ascher ben Jechiel (um 1250–1327) war einer der angesehensten jüdischen Gelehrten seiner Zeit und verband religiöse Traditionen aus Europa miteinander.

Er lebte in Köln und Koblenz, unternahm Reisen nach Frankreich und wurde schließlich Rabbiner in Worms. Um 1266 heiratete Ascher ben Jechiel die Kölner Jüdin Jutta und kam damit zu Grundbesitz im Kölner jüdischen Viertel. Bereits 1281 verkaufte er diesen Besitz, weil er die Stadt wieder verließ. Über Würzburg zog er nach Savoyen und von da aus über die Provence bis nach Barcelona und Toledo, wo er 1305 Rabbiner wurde. Auf diesen Wegen lernte Ascher ben Jechiel viele jüdische Gemeinden und ihre Mitglieder kennen. Insbesondere seine Weltgewandtheit führte zu einer Belebung des Talmudstudiums und führte Schüler aus aller Welt nach Toledo.

Der Talmud (hebräisch תלמוד, deutsch Lehre, Studium, Belehrung) ist das bedeutendste Auslegungswerk der Tora im Judentum. Er berührt alle Bereiche des alltäglichen Lebens: Sowohl Speisevorschriften als auch Familienrecht werden im Talmud für die Anwendung im Alltag diskutiert.

Auf dem iPad in Ascher ben Jechiels Hand ist auf Hebräisch der Name seines wichtigsten Werkes vermerkt: Piske HaRosch, die Urteile des Rosch. „Rosch“ ist Ascher ben Jechiels Gelehrtenname und bedeutet übersetzt „Kopf“, was seine hohe Bildung belegt.

Im MiQua begleiten wir über einen Zeitraum von 300 Jahren seine Familie als eine der berühmtesten des mittelalterlichen jüdischen Viertels in Köln. Nach Eröffnung können Sie ausgewählte Familienmitglieder mithilfe eines großen interaktiven Stammbaums kennenlernen. Wie Ascher ben Jechiel waren noch viele weitere Mitglieder seiner Familie bekannte Rabbiner und Gelehrte. Vor allem ihre Gelehrsamkeit führte zum Austausch mit anderen Gemeinden des Kontinents.

Ascher war also Influencer der ersten Stunde, der sein Wissen bereits mit der gesamten mittelalterlichen jüdischen Welt teilte!

Frauen in Führungspositionen? Eine Goldschmiedin macht es schon im Mittelalter vor.

Eine Frau mit einer weißen, kopftuchähnlichen Haube berührt mit der linken Hand einen Ring an ihrer rechten Hand
Maria Goltslegerrsa, Grafik: © Ralf Gottschalk

Maria Goltslegerrsa lebte und arbeitete als Goldschlägerin im 14. Jahrhundert im „Haus zum Golde“. Ihr damaliger Arbeitsplatz lag ganz in der Nähe der Stelle, an der jetzt ihr Porträt am Bauzaun angebracht ist: in der Straße „Unter Goldschmied“.

Die Kölner Goldschmiede waren im Mittelalter genau hier tätig und die absoluten Stars in ihrer Handwerkskunst. Nur in Paris und London entstanden ähnlich hochwertige Objekte aus Gold, Silber und Edelsteinen. Die Goldschläger fertigten dünne Gold- und Silberbleche an, die dann von den Goldspinnerinnen – ein reines Frauenhandwerk – zu Goldfäden weiterverarbeitet wurden. Diese Goldfäden waren europaweit ein geschätztes Produkt. Möglicherweise war Maria die Witwe eines Goldschlägers und führte dessen Gewerbe weiter oder sie war eine Goldspinnerin in der Goldschlägergaffel. Denn sowohl Goldschläger als auch Goldspinnerinnen waren seit dem späten 14. Jahrhundert zusammen in einer Gaffel – so hießen in Köln die Handwerkszünfte – organisiert.

Neben Maria lebten und arbeiteten Ende des 14. Jahrhunderts etwa 100 Goldschmiede und auch einige Goldschmiedinnen in der Domstadt. Köln war damals mit rund 40.000 Einwohner*innen eine der größten europäischen Städte, ein Zentrum der mittelalterlichen Kunst und des Handels. Auftraggeber für Goldschmiedekunst gab es hier genug: den Kölner Dom, die vielen Kirchen und wohlhabende Bürger*innen und Adlige, die alle prächtige Kunstwerke erwerben wollten.

Der heutige Straßenname erinnert immer noch an die Blütezeit dieses Handwerks.

Bier und Jetzt im 16. Jahrhundert.
Ein Kölner Chronist über Reinheitsgebot und Stadt-Alltag.

Hermann von Weinsberg als gezeichneter Mann mittleren Alters. Er trägt ein weißes Untershirt und einen blaugrauen Überwurf. Er schaut links an den Betrachter*innen vorbei und verschränkt die Arme vor der Brust. Vor ihm liegt ein Stapel Bücher. Als Kopfbedeckung trägt er eine braune Stoffmütze.
Hermann von Weinsberg, Grafik: © Ralf Gottschalk

Hermann von Weinsberg (1518–1597) war der Sohn des Ratsherren Christian Weinsberg und Enkel eines ehemaligen Pferdeknechtes. Sein Großvater wanderte nach Köln ein und schaffte hier den sozialen Aufstieg.

Hermann hatte eine enge Verbindung zu Köln und seinem Rathaus: Er wurde vierzehnmal zum Ratsherrn gewählt und verzichtete dafür sogar auf das Amt des Burggrafen unter dem Rathaus, eine Art Hausmeisteramt, das er dort 16 Jahre ausgeübt hatte.

Zeit seines Lebens hatte Hermann von Weinsberg niemals ernsthafte Geldsorgen. Regelmäßig erhielt er Einkünfte aus Immobilien, sogenannten Rentenbesitz. Obwohl er an der Kölner Universität einen Abschluss in Jura machte, war er daher nicht darauf angewiesen, sein Geld mit Arbeiten zu verdienen. Außerdem heiratete er zweimal günstig: beide Ehepartnerinnen waren Kauffrauen, deren Besitz er ebenfalls verwaltete.

So blieb ihm viel Zeit für seine große Leidenschaft: das Schreiben. Als eine Art geistigen Nachlass für seinen Erben schrieb er eine Familienchronik, das Buch Weinsberg. Drei Bände umfasste sein detailreiches „Gedenkbuch der Jahre“. Das Werk ist eine Mischung aus Tagebuch und Stadtchronik verbunden mit der Schilderung verschiedenster Beobachtungen, die Hermann von Weinsberg in irgendeiner Form bemerkenswert fand. Insgesamt hinterließ er mehr als 7000 eng beschriebene Seiten! Seine Aufzeichnungen sind eine ungemein reiche Quelle für die Kölner Stadtgeschichte im 16. Jahrhundert.

Als Ratsherr hielt sich Hermann von Weinsberg häufig im Viertel am Rathausplatz auf und beschrieb, was er dort sah. Im 16. Jahrhundert wusste er bereits, dass hier einst das Kölner Praetorium stand und rund 150 Jahre zuvor an dieser Stelle auch das jüdische Viertel gelegen hatte. In seinen Werken berichtet er vom Bau der heutigen Rathauslaube oder dass der Drucker Mameranus in der Judengasse eine Lateinschule unterhielt. In gewisser Weise war Hermann von Weinsberg also auch ein Chronist für das MiQua.

Kunst- und Kulturmetropole Köln? Eine der Frauen, die unsere Stadt dazu gemacht haben.

Eine Frau mit mittellangen, schwarzen und seitlich gescheitelten Haaren, mit einem ärmellosen Kleid und Perlenkette hält in der linken Hand eine Perlenkette
Dr. Luise Straus-Ernst, Grafik: © Ralf Gottschalk

Dr. Luise Straus-Ernst (1893–1944) war eine der ersten promovierten Kunsthistorikerinnen des Rheinlands und leitete 1919 kommissarisch das Wallraf-Richartz-Museum. Sie wurde 1893 als Tochter des jüdischen Fabrikanten Jacob Straus und seiner Frau Charlotte in Köln geboren. In Bonn und Berlin studierte sie Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte und promovierte später mit ihrer Doktorarbeit zur Kölner Goldschmiedekunst des 12. Jahrhunderts. Sie kann als eine der bedeutendsten Kunst- und Kulturjournalistinnen der Weimarer Republik bezeichnet werden und war maßgeblich am Aufbau der Kölner Dada-Bewegung beteiligt. Im öffentlichen Bewusstsein ist sie vor allem als erste Ehefrau des Dadaisten Max Ernst präsent. Die beiden heirateten 1918. Aus dieser Ehe ging auch der gemeinsame Sohn Jimmy (1920–1984) hervor, den sie nach der Scheidung 1926 alleine aufzog. Wegen ihrer jüdischen Eltern und ihrer Beziehung zur Intellektuellen- und Künstlerszene musste sie nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 mit zunehmender Ausgrenzung rechnen und floh noch im Frühjahr des gleichen Jahres nach Frankreich. 1944 wurde sie mit einem der letzten Züge von Drancy nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

In ihrem autobiografischen Buch „Nomadengut“ beschreibt Luise Straus-Ernst vier Objekte, die sie „überallhin begleiten, die Symbol für ein lebendig gebliebenes Vergangenes sind und die an den Orten, wo ich ein wenig bleibe, meine eigene Atmosphäre schaffen.“ Eines dieser Objekte wird als Kunstobjekt in der Dauerausstellung des MiQua zu sehen sein: ein silberner Aschenbecher. Als Anspielung auf dieses Objekt sieht man Luise rauchend auf dem Bauzaun.

Ein Artikel von Dr. Dorothea Parak, wissenschaftliche Referentin für Bildung und Vermittlung (bis 10.2018) sowie Dr. Tanja Potthoff, wissenschaftliche Referentin für die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit und Samantha Bornheim, wissenschaftliche Volontärin im MiQua (bis 10.2019).

Getting to know the MiQua with five historic people

 

On Cologne’s town hall square a new fence around the construction site is established. Get to know the place as well as the people who lived on this spot during the last 2000 years. You will meet a Praetor, who had his “office” within the Praetorium, a Jewish scholar of the medieval Jewish Quarter, a woman, who spun gold strings, one councillors, who worked in the Quarter, and one of the former heads of the Wallraf-Richartz-Museum.

Next to the people, the different layers of the fence enhance the special nature of this place. You can find both images of the archaeological monuments and drafts of MiQua’s future exhibition. However, the present time of the place is as important as its history. Through viewing holes in the fence, you can witness the construction of the museum.

Visitors will climb down to tour the “city below the city”. You can explore former times with the exhibition below ground. By each architectural monument and archaeological finding, and people’s stories you will get to know a complex, historic Quarter in a museum setting. MiQua combines the different layers to bring history and present together. The archaeological features, the Praetorium, the medieval Jewish Quarter, the Synagogue and the Mikveh below the modern city, are unique. The place’s diversity combining several cultures can be explored in the future exhibition. You want to learn more on our Museum Concept? Click here.

Cologne as a career stop? Even 180 A.D. not the worst idea!

Cologne was a good city for the career of the roman governor Marcus Didius Severus Iulianus (133/137–193). Between 180/181 and 184/185 he administered the Roman province Germania Inferior (Lower Germania) as one of many governors in this region. Before his duty in Cologne, he was in the administration of Germania Superior (Upper Germania), and governor in Dalmatia and Belgica. After the Cologne Praetorium was destroyed during a fire in the years around 180, Didius finished the third reconstruction of the palace. After his station in Cologne he was in Africa and at least he let himself be proclaimed in Rome as the new emperor in 193. During the second so-called Year of the Four Emperors, he was the emperor of the Roman Empire for 66 days before the senate disposed him. He was murdered by a soldier. Within the museum, visitors will find a stone inscription naming him as the constructer of phase 3 of the Praetorium as well as bricks announcing his name.

The Praetorium as the center for the Roman Empire in the Rhineland will be part of the UNESCO-Worldheritage proposal “Frontiers of the Roman Empire – The Lower German Limes”. The proposal is a shared project with the Netherlands and Rhineland-Palatinate. In 2020, it will be handed over to UNESCO.

This is the earliest example in history for the importance of the Cologne town hall square as a place of power. Next to being the workplace of a Praetor, the Praetorium was a representative building displaying power through architecture. The building’s story does not end with the Romans: archaeological findings suggest that Franconian kings used this palace as well. During the Middle Ages the place of power moved: Now the town hall became the center of power until today.

Does one need internet to become an influencer? A Jewish scholar shares his knowledge with Europe.

Ascher ben Jechiel (ca. 1250–1327) was one of the most respected Jewish scholars of his time, who linked religious traditions from Europe with one another.

He lived in Cologne and Koblenz, travelled to France and became Rabbi in Worms. Around 1266 he married Jutta, a Jewish woman from Cologne. Thus, he obtained estate in Cologne’s Jewish Quarter. In 1281, however, Ascher left the city and sold his property. He travelled to Savoyen via Wurzburg, moved on to Barcelona and Toledo via the Provence. He became the Rabbi of Toledo in 1305. During his journeys, Ascher got in touch with many Jewish communities and their members.

Especially his education helped to revive the study of the Talmud. Pupils from all over the place came to Toledo to learn from him and his sons.

Today, the Talmud (English: Instruction, Learning) is the most important interpretation of Tora. Affecting every part of daily life, it gives instructions on family law as well as Kashrut.

The iPad shows the name of Ascher’s most prominent work on its screen: Piske HaRosch, the decisions of Rosch. “Rosch” is Ascher’s scholarly name and is similar to the Hebrew word for “head”. This could also be a sign for his great education.

We will accompany him and his family for over 300 years. From 2021 onwards, we will exhibit a few family members with the help of an interactive family tree. Like Ascher many of his relatives were famous scholars and Rabbis. Especially their education led to an international exchange between scholars.

Ascher was an influencer from the beginning, who shared his knowledge with the medieval Jewish world.

Women in leadership positions? A female goldsmith in the Middle Ages.

Maria Goltslegerrsa lived and worked as a goldbeater in “Haus zum Golde” during the 14th-century. Her former workplace was near the spot, where today, her portrait on the museum fence is displayed: Unter Goldschmied.

During the Middle Ages Cologne’s goldsmiths worked right here. They dominated the medieval craftsmanship in the field of gold beating, hammering and forming. Paris and London were the only cities manufacturing similar gold, silver or gemstone objects. Goldbeaters produced thin gold and silver sheets. Females spun the sheets into strings. All over Europe, people admired Cologne’s gold strings.

It is possible that Maria was the widow of a goldbeater, who continued her husband’s business after his death, or that she herself was a gold spinner in the so-called goldbeater-guild. In the late 14th-century goldbeaters as well as the field of spinning gold were connected in only one craftsmanguild.

In addition to Maria, over 100 goldsmiths – male and female – both lived and worked in Cologne. As a center for trade and with about 40,000 inhabitants, Cologne was one of the biggest cities in Europe. The Cologne Cathedral, many churches, wealthy citizens and aristocrats belonged to the clients of the goldsmiths. Today’s street name still refers to the height of this craft.

Beer and now in the 16th century: A Cologne Chronicler on the purity order and everyday life in the city.

Hermann von Weinsberg (1518-1597) was the son of the councillor Christian Weinsberg and grandson of a former groom. His grandfather immigrated to Cologne and achieved social ascent here.

Hermann had close ties to Cologne and its city hall: he was elected councillor fourteen times and even renounced the office of governor of a castle under the city hall, a kind of caretaker position he had held there for 16 years.

Throughout his life Hermann von Weinsberg never had to worry about money troubles. He regularly received income from real estate, so-called pension property. Although he graduated in law from the University of Cologne, he did not have to work to earn money. In addition, he married twice on favourable terms: both spouses were traders whose property he also managed.

This left him plenty of time for his great passion: writing. As a kind of spiritual legacy for his heir, he wrote a family chronicle, the Weinsberg book. His detailed ‘Commemorative Book of the Years’ comprised three volumes. The work is a combination of diary and town chronicle mingled with the description of various observations which Hermann von Weinsberg found remarkable in one form or another. In total he left more than 7000 closely described pages! His notes are an immensely rich source of information on the history of Cologne in the 16th century.

As a councillor, Hermann von Weinsberg was often in the quarter next to the Rathausplatz and described what he saw there. In the 16th century, he already knew that the Cologne Praetorium once stood here and that the Jewish quarter had also been located here some 150 years earlier. In his works he reported on the construction of today’s town hall arbour or that the printer Mameranus maintained a Latin school in the Judengasse. In a certain way, Hermann von Weinsberg was also a chronicler for the MiQua.

Art and Cultural metropolis Cologne? A Woman who shaped our city.

Dr. Luise Straus-Ernst (1893–1944) was one of Germany’s first graduated female art historians. She temporary headed the Wallraf-Richartz-Museum in 1919.

In 1893, she was born in Cologne as the daughter of the Jewish factory owner Jacob Straus and his wife Charlotte. She studied Art History, Archaeology as well as History in Bonn and Berlin. Her doctoral thesis examines Cologne’s goldsmiths during the 12th-century.

As one of the most important journalists in the field of art and culture in the Weimar Republic, she significantly shaped and built the Dada-Community in Cologne.

Many people know her as the first wife of the Dadaist Max Ernst. They married in 1918 and had one son, named Jimmy (1920–1984). After their divorce in 1926, Luise raised Jimmy by herself.

Because of her Jewish parents as well as her strong relations with both Cologne’s intellectual- and art scene, she had to flee the country in spring 1933 after Hitler was appointed chancellor and the National Socialists established a dictatorship. On one of the last trains, she was deported from Drancy to Auschwitz, where she was murdered in 1944.

In her autobiography “Nomadengut”, Luise Straus-Ernst describes four objects that accompanied her everywhere during her lifetime. One of these is included as an objet d’art in our future permanent exhibition: a silver ashtray. In reference to the ashtray, you can see Luise smoking on the fence.

An article by Dr. Dorothea Parak, curator of education (until 10.2018) as well as Dr. Tanja Potthoff, curator of archaeology and Samantha Bornheim, academic trainee at MiQua.

3 Kommentare Gib deinen ab

  1. Dr. Johannes Wachten sagt:

    Hier ist ein vielversprechendes Panorama ausgebreitet, Vielen Dank.

    Den Talmud hätte Rabbi Ascher ben Jechiel, der mittelalterliche jüdische Gelehrte, selbst wohl nicht so einfach als „das bedeutendste Auslegungswerk der Tora im Judentum“ definiert. Die Sache ist etwas komplizierter.

    Nach der jüdischen Tradition ist neben der schriftlichen Tora auch eine mündliche Tora offenbart und dann von Generation zu Generation ebenfalls mündlich weitergegeben worden, bevor ihre Lehren und Gesetze gegen Ende des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts [zufällig also fast zeitgleich mit dem Lebensende von Didius Iulianus] schriftlich in der Mischna (Lehre, durch wiederholendes Lernen überliefert) niedergelegt wurde. Die Mischna und ihre Sätze wurden von gelehrten und lehrenden Schriftkundigen, den Rabbinen, wieder mündlich in rabbinischen Akademien diskutiert. Daraus entstand der Talmud (Lehre Studium), der fast wie eine Enzyklopädie wirkt, in die alles, was man lehrte und für erhaltenswert hielt, aufgenommen ist: Neben alltagsbezogenen religionsgesetzlichen Diskussionen gibt es vielerlei Legenden, Anekdoten, historische Erinnerungen und naturwissenschaftlichen Wissensstoff, der bis hin zur Astronomie reicht.

    Die hohe Gelehrsamkeit Rabbi Ascher ben Jechiels und die fortdauernde Wertschätzung seiner religionsgesetzlichen Entscheide sind nicht zu bestreiten. Der Autorenname „ha-Rosch“ setzt sich aus der Abkürzung von „Rabbi“ und „Ascher“ zusammen, ergänzt durch den hebräischen Artikel „ha-“. Dass dies bei entsprechender Aussprache gleichlautend mit dem hebräischen Wort für „Haupt, Kopf“ ist, entbehrt nicht eines gewissen Reizes, sollte aber nicht überinterpretiert werden, zumal er auch „Rabbenu Ascher“ (unser Rabbi Ascher) und „ha-Ascheri“ genannt wird.

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    1. Dorothea Parak sagt:

      Lieber Herr Dr. Wachten,

      herzlichen Dank für Ihre Kommentierung und die tiefergehenden Ausführungen! Wir hoffen, unseren zukünftigen Besucherinnen und Besuchern diesen, wie Sie zu Recht sagen, komplizierten und sehr umfangreichen Traditionsstrang der mündlichen und schriftlichen Tora näherzubringen, möchten dies aber schrittweise tun. Ascher ben Jechiel ist eine beeindruckende Person, die – wie die drei anderen auf dem Bauzaun – eine erste Annäherung an die Inhalte der zukünftigen Ausstellung sein soll. So sind alle vier erste „Wissensöffner“ für Passantinnen und Passanten.

      Ihr MiQua-Team

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