Ein Beitrag von Ulrike Schikowski, Archäologische Zone der Stadt Köln
In den Kölner Häusern des Mittelalters war neben einem Küchenofen zum Kochen auch ein Kachelofen zu finden, der ausschließlich der Erwärmung des Wohnraumes diente. Dem auch die „Seele der Stube“ genannten Kachelofen kam demnach eine zentrale Rolle zu: dies zeigt sich auch an den zahlreichen Bruchstücken von reich verzierten Ofenkacheln, die bei den Ausgrabungen rund um das mittelalterliche jüdische Viertel geborgen wurden. Bei dem hier gezeigten Bruchstück handelt es sich um eine so genannte Bekrönungskachel, die zum oberen Abschluss eines Kachelofens gehört. Gezeigt wird hier die Büste eines Mannes mit einer Zipfelmütze.

Auf der ursprünglich grün glasierten Ofenkachel aus Irdenware sind noch Reste der weißen Grundierung sowie Brand-Rückstände zu sehen. Unterhalb des Kopfs befindet sich eine einzelne Nase, die zu einer gotischen Spitzbogenverblendung des 14. Jahrhunderts gehört.

Die kapuzenartige Kopfbedeckung wurde als typisches Kleidungsstück des Hochmittelalters hauptsächlich von Männern getragen. Die sogenannte Gugel bedeckte auch die Schultern und war damit primär für Menschen gedacht, die der Witterung ausgesetzt waren wie Pilger, Hirten, Bauern, Mönche oder Reisende. Dementsprechend wurde sie, zumindest für die einfachen Leute, vorwiegend aus Wolle hergestellt.
Zur Wortherkunft Gugel: mittelhochdeutsch gugel, gogel, Kugel; althochdeutsch cucula; lat cucullus: Tüte; Kapuze.

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Im ausgehenden Mittelalter wurde die Gugel nicht mehr nur als Kapuze getragen, sondern mit der Gesichtsöffnung voran aufgesetzt. Die im Laufe der Zeit immer länger werdende Kapuzenspitze, die Sendelbinde, konnte so um den Kopf geschlungen werden wie auf unserer Bekrönungskachel zu sehen. Sendel, Zendal bezeichnet einen leichten Seidenstoff, der für Futter, Kleider, Möbelbezüge und Fahnen verwendet wurde.
Zusätzlich konnte der breite Kragen des Stoffes mit Perlen, Zierbändern oder Stickereien versehen werden, was den Gebrauch auch für den Adel attraktiv machte. Die zeitweise Anbringung von Glöckchen oder Schellen hielt sich nicht lange, wurde jedoch als Zeichen von Narren beibehalten. Die veränderte Trageweise entwickelte sich unter anderem weiter zu einer speziellen Kopfbedeckung, dem Chaperon, getragen von Männern wie Frauen gleichermaßen. Botticellis Bildnis „Junger Mann mit Chaperon“ aus dem Ende des 15. Jahrhunderts gibt diese Kopfbedeckung anschaulich wieder:

Eine weitere Variante erlangte ihre Bekanntheit durch Albrecht Dürers „Selbstbildnis mit Landschaft“ von 1498, wo er sich mit einer Fransengugel auf dem Kopf abgebildet hat:

Wenn auch nicht auf dem Kopf getragen, sondern fürs leibliche Wohl sorgend, soll zu guter Letzt der im deutschsprachigen Raum bekannte Gugelhupf nicht unerwähnt bleiben. Aufgrund seiner Form bekam er von der Gugel seinen Namen.
Ein Beitrag von Ulrike Schikowski. Sie ist in der Fundbearbeitung der Archäologischen Zone der Stadt Köln tätig. Die Grabungsarbeiten der Kolleg*innen werden parallel zum Baustellenbetrieb im Untergrund fortgeführt. Dabei kommen täglich zahlreiche Funde zu Tage, werden den jeweiligen Fundorten zugeordnet und mit einem Fundzettel versehen. Im Rahmen der Fundbearbeitung werden sie anschließend nach Befundnummer und den jeweiligen Gattungen sortiert. Nach Durchsicht gelangen sie in die Fundküche, werden dort gesäubert, getrocknet und beschriftet. Eine Identifizierung und Erfassung in der Datenbank bilden die Grundlage für die weitere Arbeit an und mit den Funden.
Beitragsbild: Bruchstück einer Ofenkachel. © Ulrike Schikowski / Archäologische Zone