MiQua. Was für ein Name!

(English version below) Wie nennt man einen Ort, an dem inmitten von archäologischen Denkmälern 2000 Jahre Geschichte in einer unterirdischen Ausstellung gezeigt werden? Wie fasst man zusammen, dass hier der römische Statthalterpalast Kölns, das mittelalterliche jüdische Viertel und außerdem Wohn- und Handwerkerhäuser aus zwei Jahrtausenden zu sehen sind? Und dass auf diesen archäologischen Befunden außerdem ein neues Museumsgebäude entsteht, das eine Dauerausstellung zur jüdischen Geschichte und Wechselausstellungen zeigt? Kann ein Name dieses besondere Museumskonzept abbilden und auch noch einprägsam und international aussprechbar sein?
Es war eine echte Herausforderung, diesem Ort einen Namen zu geben!

Partizipation von Anfang an

Über mehrere Monate haben wir uns auf die Suche begeben. Dabei auch die Menschen einbezogen, für die wir das Museum machen: unser zukünftigen Besucherinnen und Besucher. Wir haben dazu aufgerufen, uns Ideen zu schicken. Über 700 Vorschläge, oft mit ausführlichen Erklärungen, gingen bei uns ein. Sie gaben wesentliche Impulse und spiegelten die vielfältigen Erwartungen und Wünsche an das Museum, aber auch das große Interesse und die emotionale Beteiligung an dem Projekt wider.

Eine Fülle von Ideen

Die eingesandten Namen reichten von kreativen Wortneuschöpfungen über englische, lateinische und hebräische Bezeichnungen bis hin zu Benennungen nach historischen Persönlichkeiten. Manche betonten den römischen Aspekt der Ausstellung, manche den jüdischen, andere die Archäologie oder die 2000-jährige Geschichte, die an diesem besonderen Ort dargestellt wird. Die große Resonanz auf diesen Aufruf hat uns sehr gefreut. Besonders die Begründungen, aber auch die persönlichen Geschichten und Bezüge der Teilnehmer zum Ort und zum Museum erlaubten uns einen umfassenden Einblick, wie das Projekt von Außen wahrgenommen wird.

Eine Frau leert eine Box mit vielen Postkarten.
Danke für die vielen Namensvorschläge! (© Dorothea Parak/LVR)

Strategischer Kreativworkshop

Gemeinsam mit der Kölner Naming-Agentur endmark haben wir danach in einem Workshop alle eingereichten Namen evaluiert. So konnten wir auf einer guten Basis diskutieren und einen Namen entwickeln. Dabei erschienen uns folgende Benennungsansätze am gewinnbringendsten: Kunstnamen und Akronyme, Kölsche Namen, Verortung in Zeit und Raum.
Auch wenn MiQua kein Vorschlag aus der Bevölkerung ist, sondern im Rahmen des Workshops entstand, beruht der Name sehr wohl auf dem, was uns über den Bevölkerungsaufruf erreichte.

Der Ort steht im Mittelpunkt

Im Workshop verdichtete sich die Tendenz, dass sich im Namen der besondere Ort, an dem über einen Zeitraum von 2000 Jahren die unterschiedlichsten Menschen mit- und nebeneinander gelebt haben, ausdrücken soll. Schwierig war es, einzelne Inhalte (vor allem „jüdisch“ und „römisch“) nicht im Namen aufzugreifen. Denn uns allen war bewusst, dass dies entweder zu einer Gewichtung oder zu einem langen, sperrigen Namen führen würde, der eher beschreibend und nicht griffig und besonders ist. So fanden wir, dass „archäologisch“ als Begriff faktisch den einzelnen Inhalten übergeordnet ist, bezweifelten aber, dass darin der jüdische Aspekt von allen erkannt wird. Der Name sollte auf jeden Fall seriös und gleichzeitig begeisternd sein, modern, aber nicht zu flapsig. Schließlich entschieden wir uns dafür, alle inhaltlichen Verweise in der Unterzeile zu nennen.

Mehrere Namensvorschläge, zum Beispiel MIQUA, Unter Uns, ZeitOrt Köln, MIC.
Namensideen

Museum im Quartier

MiQua ist – so finden wir – ein wirklich smarter Name.
Er ergibt sich aus der Kürzung der Wörter Museum im Quartier. Denn das Museum entsteht inmitten eines ehemaligen (jüdischen) Stadtviertels, heute ein archäologisches Quartier, und es befindet sich sowohl unter wie auf dem Platz – also mittendrin.
Der Name weckt Assoziationen zur Mikwe, dem Ritualbad der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde, das ein zentrales Denkmal in der Ausstellung und ein selbst im weltweiten Vergleich außerordentlich gut erhaltenes rituelles Tauchbad  ist.

Einzigartig, prägnant und international

MiQua macht neugierig, ist leicht zu merken, eingängig in Klang und Phonetik und hat auch international einen hohen Wiedererkennungseffekt. Der Name schafft eine gedankliche Brücke in das jüdische Leben und die Kölner Stadtgeschichte von der Römerzeit bis heute. Somit vereint er zahlreiche Aspekte, die in diesem neuen kulturellen Highlight Kölns zusammenkommen.

Ein Beitrag von Dorothea Parak, MiQua.

 


 

MiQua. What’s in a name?

What do you call a venue where, by means of ancient monuments and underground passageways, 2000 years of history are put on display? How does one summarise the elements on view – which include Cologne’s Roman governor’s palace, the medieval Jewish quarter and two millennia of dwellings and craftsmen’s workshops? On top of this – in both senses – a new museum is born that incorporates a permanent exhibition on Jewish history as well as temporary exhibitions. Can a single name describe this remarkable museum concept and at the same time be distinctive and internationally pronounceable? It was certainly a challenge to come up with the right moniker.

Public involvement from the start

For several months, we deliberated on the question. We sought the involvement of the people for whom we are building the museum: our future visitors. We invited ideas and received more than 700 proposals, often accompanied by detailed explanations. They certainly gave us food for thought, reflecting as they did the many expectations and hopes for the museum, as well as an overwhelming interest and emotional participation in the project.

A wealth of ideas

Ideas ranged from creative neologisms, through English, Latin and Hebrew references, to the names of historical figures. Several alluded to antiquity, some to Jewish history; others invoked the past 2000 years represented in this special venue. We were immensely pleased that our appeal had occasioned so many responses. The argumentation that came with the proposals and, moreover, some personal stories and connections to the site and the museum gave us a clear insight into the way in which the project is perceived by others.

Image 1: We welcomed the many suggestions for a name. (© Dorothea Parak/LVR)

A creative workshop to adopt a strategy

Following the appeal, we engaged the Cologne brand naming agency to take part in a workshop where all the suggestions could be evaluated. This would be our basis for discussion and the development of a name. We felt it useful to bring the following considerations to the fore: simplicity, acronym potential, the Cologne dialect, and rootedness in time and place. Even if ‚MiQua‘ did not in fact come from the public but arose during the workshop, the name is certainly close in spirit to what we received from our appeal.

Place is at the centre

At the workshop we homed in on the idea that the name should express the special place in which a wide spectrum of people lived together over the course of 2000 years. It wasn’t easy to be free of a reference to specific content (especially ‚Jewish‘ or ‚Roman‘). We were all conscious of the fact that this would either lead to a weighting in favour of one or the other, or to a long, unwieldy appellation that would be descriptive rather than catchy and distinctive. We felt that ‚archaeological‘ as a term was indeed common to the disparate types of content but were doubtful that it would allow everyone to recognise the Jewish aspect. The name had to be both serious and at the same time exciting; modern without being flippant. We came to the decision that any reference to content would come as a sub-heading.

Image 2: Ideas for names

The Museum in the Quarter

MiQua is – at least we think so – a truly apt name. It is derived from an abbreviation of the words ‚Museum in the Quarter‘. The museum has in fact arisen in the middle of a former (Jewish) quarter, today known as the ‚archaeological zone‘. And it is both under and on the square – in other words, right in the middle of things. The name has associations with mikveh or mikvah, the ritual bath used in the medieval Jewish community – a central feature of the exhibition. By comparison with other such artefacts around the world, this is an extraordinarily well-preserved example of a bath used for the purpose of ritual immersion.

Unique, concise and international

‚MiQua‘ arouses one’s curiosity, is easy to remember, catchy in terms of sound and phonetics and recognisable to an international audience, too. The name bridges the ideas of Jewish life and the history of Cologne, from Roman times to the present day. Thus it unites numerous elements that come together in this new cultural highlight of the city.

By Dorothea Parak, MiQua.

 

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3 Kommentare Gib deinen ab

  1. Dr. Johannes Wachten, Köln sagt:

    So smart MIQUA ist, so ungelenk finde ich die nachfolgende Bindestrichanbindung des LVR an den Begriff „Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln“, ohne dass diese Sechs-Wort-Kombination als eben eine Einheit gekennzeichnet ist. Während „LVR-Museum“ zwar auch nicht schön, aber sprachlich noch akzeptabel wäre, geht „LVR-Jüdisches“ meines Erachtens sprachlich überhaupt nicht. Als Ausweg aus dem Dilemma bietet sich an, den/die Träger in einem eigenen Zusatz zu nennen: „Getragen von LVR und Stadt Köln“.

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