Jede Saison spielen die 18 Teams der 1. Fußballbundesliga um dieses besondere Objekt: die Meisterschale. Seit 1949 erhält der Deutsche Meister eine Replik der Silberschale, auf der die Namen aller Meister seit 1903 eingraviert sind. Nach Eröffnung des MiQua werden Besucher*innen in der künftigen Dauerausstellung einer solchen Replik ganz nah kommen können. Sicher ein Highlight für alle Fußballfans, aber was hat die Meisterschale mit jüdischer Geschichte und Kultur in Köln zu tun?
Heute vor 60 Jahren, am 9. Mai 1964, wurde der 1. FC Köln der erste Deutsche Fußballmeister der neu gegründeten Bundesliga. Er verlor in dieser Saison nur zwei Spiele, die Namen der Spieler sind vielen bis heute im Gedächtnis. Aber nicht nur dieser sportliche Erfolg aus vergangenen Zeiten verbindet die Meisterschale mit Köln. Das zeigt die Geschichte des Objekts selbst.

Im Neubau des zukünftigen Museums lernen die Besucher*innen jüdische Persönlichkeiten kennen, die nach 1424 unter verschiedensten Bedingungen in Köln gelebt oder gewirkt haben. Eine von ihnen ist Fritz Deutsch: ein Goldschmied, der 1921 als Sohn eines Juden und einer Christin in der damaligen Tschechoslowakei geboren wurde und 1936 nach Köln kam. Hier begann er seine Lehre bei einem Metallbildhauer. Auch Fritz Deutsch blieb nicht von der Verfolgung durch die Nationalsozialist*innen verschont. Er wurde 1942 nach Auschwitz verschleppt, überlebte sowohl das Lager als auch einen Todesmarsch und kehrte über Prag nach Köln zurück.
Hier wurde er schließlich von Elisabeth Treskow zum Goldschmied ausgebildet und arbeitete als Schüler der bekannten Kölner Werkschulen unter anderem an der neuen Auszeichnung für die Fußballmeister. Der Vorgängerpokal, eine Statue der Siegesgöttin Viktoria, ging während des Zweiten Weltkriegs verloren.

Das Replikat der Meisterschale wird, nicht nur für Fußballfans, ein Highlight im MiQua. Besonders da die Verbindung der „Salatschüssel“ mit der jüdischen Geschichte Kölns nicht auf den ersten Blick erkennbar ist und selbst für eingefleischte Bundesligafans überraschend sein dürfte. Hergestellt wurde das Replikat der Schale im Ursprungszustand für uns von der Silbermanufaktur Koch & Bergfeld in Bremen. Gegründet 1829 ist sie heute eine der ältesten noch aktiven Silberschmieden Deutschlands und damit ein echtes Traditionsunternehmen. Das Modell der Trophäe, das bei uns im MiQua zu bewundern (und anzufassen!) sein wird, ist übrigens nicht das einzige Replikat, das von Koch & Bergfeld hergestellt wurde. Tatsächlich fertigt die Manufaktur auch die Modelle für die Meisterteams. Denn während das Original als Wandertrophäe jeweils beim aktuellen Meister heimisch ist, behalten die Teams, auch wenn sie ihren Titel nicht verteidigen können, ein Replikat aus dem Hause Koch & Bergfeld für ihre Sammlung.
Wir sind sehr stolz auf dieses besondere Ausstellungsstück und freuen uns, wenn wir im Museum sagen können: Anfassen erlaubt!
Beitragsbild: Mit der Meisterschale am RheinEnergieSTADION. © MiQua / LVR