GLAM on Tour: Ein Schreib-Wochenende mit Wikipedia und dem MiQua-Team

(English version below) „GLAM on Tour“ nennt die Wikipedia/Wikimedia-Community ein Format, bei dem sich Museumsmenschen aus Wissenschaft und Kultur mit Autorinnen und Autoren von Wikipedia zusammentun, um freies Wissen zu vermehren. Eine Gruppe aus der Kölner Wikipedia-Community und ihrem lokalen Stützpunkt im Lokal K traf sich also für ein Wochenende mit Mitgliedern des MiQua-Teams, um in die 2000 Jahre Geschichte und Geschichten rund um diesen einzigartigen Ort einzusteigen.

Mehrere Personen stehen in einem Halbkreis zusammen.
Museumsmenschen treffen auf die Wikipedia-Community. © Stephanie Buchholz / LVR

Ziel war es, Wikipedia-Artikel neu zu schreiben und bestehende zu ergänzen oder zu verbessern. Wir trafen uns also am Samstagvormittag in den neuen Räumen des MiQua-Teams im Gürzenich-Quartier, wo uns Stephanie Buchholz, Dorothea Parak und am Sonntag zusätzlich noch Tanja Potthoff – begleitet von einem ausgewählten Handapparat aus der hauseigenen Bibliothek – mit Rat und Tat zur Seite standen. Insgesamt zehn Wikipedianerinnen und Wikipedianer mit unterschiedlichen Schwerpunkten nahmen teil, längst nicht nur aus Köln – sogar aus Berlin und Düsseldorf waren Autoren angereist.

Zu Beginn vermittelte Dorothea Parak uns den aktuellen Stand des Museumsprojekts, das aus der Archäologischen Zone hervorgegangen ist. Nicht nur diejenigen unter uns, die mit dem doch lokalen Thema nicht so vertraut waren, fanden so einen frischen Einstieg – und kamen auf die ersten Ideen für Artikel. Ein kurzer Spaziergang rund um die Baustelle sowie ein kurzer Blick ins Praetorium (eine Führung gab es für uns ja bereits vor einiger Zeit) machten die Topographie und die Dimension vor allem des unterirdischen Parcours spürbar.

Ein Mann beugt sich über das 3D-Modell des Ausstellungsparcours.
Das 3D-Modell des MiQua unter der Lupe. © Elke Wetzig/CC-BY-SA 4.0

So ging es dann ans Werk – während eine Kleingruppe sich vor allem mit der Strukturierung und Aktualisierung des „alten“ Artikels zur Archäologischen Zone und die Ergänzung durch einen neuen Artikel zum eigentlichen Museum befasste, widmeten sich andere spannenden Einzelaspekten, wie etwa dem Kölner Ohrring oder der Judengasse (Köln). Einige aktuelle Fotos von der MiQua-Baustelle wurden – als Bildspende vom LVR – direkt in Wikipedia hochgeladen und verwendet.

4 Personen arbeiten konzentriert an ihren Notebooks. Die Tischfläche wird voll genutzt - mit Technik und Kaffee.
Wikipedia im LVR-Meetingraum: Notebook-Kabel, aufgeschlagene Bücher und Kaffeetassen © Stephanie Buchholz / LVR

Es dauerte nicht lange, und die Meetingräume des LVR sahen aus, wie ein Wikipedia-Event eben so aussieht, wenn wir erst mal zusammen loslegen: Notebook-Kabel kreuz und quer über den Tischen, Kopien von Aufsätzen und aufgeschlagene Bücher zum Thema neben der Kaffeetasse, zwischendurch Bemerkungen und Fragen, ein geschäftiges Murmeln und leise Tastaturgeräusche. Ein Artikel entstand direkt im Formulierungs-Pingpong über den Tisch hinweg am großen Gemeinschaftsbildschirm. Große Augen beim MiQua-Team, wenn wir ganz automatisch im Schreiben schon checken, was ein „blauer Link“ (= existierender Wikipedia-Artikel) ist. Glänzende Augen bei uns, wenn wir im Gespräch auf Begriffe und Sachverhalte stoßen, zu denen es noch keinen Wikipedia-Artikel gibt, wie etwa Würfelzoll (sage noch mal jemand, die Wikipedia sei schon fertig …).

Zwischenstopp an einer Zeichnung, die an einer Tür zur Damentoilette hängt und kurzer Vortrag einer Kollegin. Die Skizze zeigt eine Latrine.
Kurzvortrag an der Damenlatrine – rein fachlich. © Elke Wetzig/CC-BY-SA 4.0

Spätestens, als ich Sonntagnachmittag einen Wikipedia-Kollegen mit einer MiQua-Archäologin zusammen über die Ausgrabungspläne gebeugt sah, en detail über einzelne Fundamentreste und die mittelalterliche Topographie des Judenviertels, speziell Haus Lyvermann diskutierend, wusste ich wieder, warum ich diese Events so mag: Hier kommen Menschen zusammen, die leidenschaftlich für ihre Themen und neues Wissen brennen und gemeinsam, auf Augenhöhe, an deren Vermittlung für die Allgemeinheit arbeiten.

Eine Mitarbeiterin des MiQua zeigt einem Wikipedianer Pläne.
Erkenntnisgewinn am Sonntagnachmittag. © Elke Wetzig/CC-BY-SA 4.0

Herzlichen Dank an das MiQua-Team, besonders Stephanie Buchholz, Dorothea Parak und Tanja Potthoff, die ihr Wochenende für uns geopfert haben, und natürlich Sandra Peters für die WLAN-Orga und die erstklassigen „Snacks“. Und immer dran denken: Wikipedia ist noch lange nicht fertig – für eine zweite Auflage dieses „GLAM on Tour“ mit dem Team vom LVR finden sich ganz sicher wieder Engagierte. Wir freuen uns, das MiQua-Projekt weiterhin mit Fotoapparat, Notebook und wikipedianischer Wissbegierde begleiten zu dürfen.

 

Ein Gastbeitrag von Elke Wetzig, Wikipedia.

 

Beitragsbild: Namensschilder für die Kooperation. © Elke Wetzig/CC-BY-SA 4.0

 

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GLAM on Tour: a writing weekend involving Wikipedia and the MiQua team

‚GLAM on Tour‘ is the name given by the Wikipedia/Wikimedia community to a scheme whereby museum members in the fields of the arts, science and culture meet up with Wikipedia authors with the aim of increasing the provision of freely available knowledge. A group of people from Cologne’s Wikipedia community and their local base (‚Lokal K‘) met members of the MiQua team to delve into the 2000-year history and stories surrounding this unique place.

Image 1: Members of the museum meet the local Wikipedia community. © Stephanie Buchholz / LVR

The objective was to write new Wikipedia articles and to add to or improve existing ones. We met on the Saturday morning at the new MiQua rooms in the Gürzenich district. Stephanie Buchholz, Dorothea Parak and on Sunday Tanja Potthoff – with an in-house library handset – were there to provide advice and support. Altogether ten Wikipedia authors with various specialist subjects took part. They came not only from Cologne but from as far afield as Berlin and Düsseldorf.

Dorothea Parak began by explaining the current status of the museum project, which emerged from the ‚Archaeological Zone‘ of Cologne. This introduction gave everyone, not just those less familiar with the specifics of the project, a fresh viewpoint and prompted some initial ideas for our articles. A short walk around the construction site and a quick look into the Praetorium (we had been on a tour some time ago) gave us a better feel for the topography and dimensions, in particular of the underground visitor route.

Image 2: A 3D model of MiQua comes under scrutiny. © Elke Wetzig/CC-BY-SA 4.0

From this basis, we attacked the task at hand. A small group attended to the formulation and updating of the ‚old‘ article on the Archaeological Zone and the addition of a new article on the museum itself. Others concentrated on exciting focus points such as the Cologne earring and the Judengasse (Cologne’s ’street of the Jews‘). LVR (the Rhineland Regional Association) donated several up-to-date photographs of the MiQua construction site and these were uploaded directly to Wikipedia for use alongside articles.

Image 3: Wikipedia members in the LVR meeting room amidst laptops, cables, reference books and coffee cups © Stephanie Buchholz / LVR

It was only a matter of time before the LVR meeting rooms took on the particular character of a Wikipedia event. Laptop cables strewn right left and centre; copies of articles; and open books for reference, all interspersed with coffee cups. A background buzz prevailed of comments and questions, business-like murmurings and the soft clicking of keyboard keys. An article took shape as the ideas were bounced back and forth across the table, and appeared on the shared screen. Our automatic checking of a ‚blue link‘ (existing Wikipedia article) gave the MiQua team temporary cause for consternation! Great excitement for us when, during the discussion, we discover terms and content for which Wikipedia articles are as yet lacking, such as ‚Würfelzoll‘ (cube tax) (who says Wikipedia is complete? …).

Image 4: A brief lecture by the Ladies‘ toilet – purely in the interests of academe. © Elke Wetzig/CC-BY-SA 4.0

Towards the end of the session on Sunday afternoon, I was reminded why I like these events so much. A Wikipedia colleague and a MiQua archaeologist, hunched over excavation plans, were in earnest discussion about specific traces of the foundations and the medieval topography of the Jewish quarter, in particular the Lyvermann House. Here was a gathering of people passionate about their topic and about new findings, working together with the common purpose of disseminating this information to the general public.

Image 5: Breaking ground on Sunday afternoon. © Elke Wetzig/CC-BY-SA 4.0

Heartfelt thanks to the MiQua team, in particular Stephanie Buchholz, Dorothea Parak and Tanja Potthoff, who sacrificed their weekend for us and of course to Sandra Peters for setting up the WIFI and the first-rate refreshments. Please remember: Wikipedia is far from being a fait accompli – there are sure to be plenty of keen attendees for a second convergence of ‚GLAM on Tour‘ with the LVR team. We look forward to following the MiQua project as it develops further, armed with our cameras, laptops and Wikepedian curiosity.

Guest contribution by Elke Wetzig, Wikipedia.

 

teaser image: Name labels for the event. © Elke Wetzig/CC-BY-SA 4.0

 

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2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Nicola sagt:

    Hallo, ich gehe heute mit einem jungen Mann, dessen jüdischer Urgroßvater aus Köln stammte und über die Niederlande in die USA floh, „vor Ort“ – ich freue mich immer, mein frisch erworbenes Wissen auf diese Weise weitergeben zu können, zuletzt an einen jungen (muslimischen) Mann aus Kairo, der sich höchst interessiert zeigte.

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