Sie präsentierte 1925 in Köln die Geschichte des Rheinlands als Teil deutscher Kultur. Dabei eröffnete die Kölner Jahrtausend-Ausstellung 1925 in einer eigenen Abteilung auch einen Blick auf die tiefe Verwurzelung des Judentums in der Region.
Die Schau als Ausdruck kultureller Selbstvergewisserung in einer politisch angespannten Zeit
Nach dem Ersten Weltkrieg besetzten französische, belgische und britische Truppen das Rheinland. Vor diesem Hintergrund fand vom 16.5. bis zum 15.8.1925 die Jahrtausend-Ausstellung in Köln in den neueröffneten Messehallen statt und präsentierte mehr als 10.000 Objekte.

Die Ausstellung als Ausdruck rheinischer und deutscher Identität
Schon der Titel der Ausstellung sollte deshalb eine tiefe Verbundenheit mit einer langen deutschen Geschichte verdeutlichen und die Frage der Zugehörigkeit dieser Gebiete herausstellen. Man sah sich in diesem Spannungsfeld in der Verantwortung, diese Verbundenheit des Rheinlands mit Deutschland zu betonen und das Rheinland als vom Wesen her „urdeutsche“ Landschaft mit ebensolcher Bevölkerung zu charakterisieren. Ein in allen größeren Zeitungen geschalteter Aufruf lautete: „Die Kölner Jahrtausendausstellung soll uns aus der Vergangenheit Lehren geben für Gegenwart und Zukunft; sie soll noch kräftiger als bisher in uns allen das Gefühl verwurzeln, dass der Rhein und das rheinische Volk dem deutschen Reiche und der deutschen Kultur aufs innigste verbunden sind.“ (Kölnische Volkszeitung, 14. Mai 1925.)
Die Abteilung „Juden und Judentum im Rheinland“
Die Jahrtausend-Ausstellung beinhaltete auch die Abteilung „Juden und Judentum im Rheinland“, die der Kölner Rabbiner Adolf Kober zusammen mit der Kölner Kunsthistorikerin Elisabeth Moses konzipierte. Kobers Anliegen dabei war es, „das Recht der deutschen Juden auf den rheinischen Heimatboden“ zu verdeutlichen. Er war promovierter Historiker und arbeitete insbesondere über die jüdische Geschichte im Rheinland und in Köln. Kober verfasste zu dem Thema mehrere grundlegende Arbeiten, u.a. die erste Untersuchung zum mittelalterlichen Schreinsbuch des jüdischen Viertels in Köln. Die Jahrtausend-Ausstellung sollte nicht seine letzte sein: 1928 verantwortete er die historische Abteilung der Jüdischen Sonderschau auf der „Pressa“.
1939 emigrierte Kober in die USA und publizierte dort nun auf Englisch über die jüdische Geschichte im Rheinland und in Köln.
Elisabeth Moses zufolge habe die Ausstellung bewiesen, „dass jüdische Kultur am Rhein zwar Dienerin gewesen ist jüdischen Glaubens und jüdischer Religionsausübung, daneben aber Mitbegründerin und Mitträgerin rheinischer und damit deutscher Kultur.“ Moses arbeitete u.a. im Kölner Kunstgewerbe-Museum und im Wallraf-Richartz-Museum. Sie publizierte 1931 einen umfangreichen und bebilderten Text, eine Art verspätete Fassung zum Thema der Abteilung auf der Jahrtausend-Ausstellung: „Jüdische Kult- und Kunstdenkmäler in den Rheinlanden“ in der „Zeitschrift des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz“ (Jg. 24, Seite 99-20). Dieser Artikel war Teil der Publikation „Zur Geschichte und Kultur der Juden im Rheinland“, in dem auch Kober veröffentlichte. 1985 gab Falk Wiesemann diesen so wichtigen Band noch einmal neu heraus.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten schlossen sich für Elisabeth Moses alle Türen – sie emigrierte 1934 nach San Francisco, wo sie für das M. H. de Young Memorial Museum arbeitete.





Objekte und Nachwirkungen der Ausstellung
Die Abteilung „Juden und Judentum im Rheinland“ auf der Jahrtausendausstellung versammelte in drei Räumen insgesamt 132 Objekte. Als selbstverständlichen Teil der Gesamtschau vermittelten Kober und Moses so die Zugehörigkeit des Judentums zum Rheinland und zur deutschen Geschichte. Viele der gezeigten Objekte sind heute nur noch durch den Ausstellungskatalog bekannt, weil sie während der Schoa vernichtet wurden oder verlorengingen. Gezeigt wurde schon damals der sogenannte Amsterdam Machsor. Dieser wird ein Highlight der zukünftigen Dauerausstellung im MiQua.
Im Ausstellungskatalog ist jedes Objekt in einer Liste aufgeführt. Leider sind diese Angaben teilweise sehr allgemein oder unvollständig, so dass es in manchen Fällen recht schwierig ist, die Objekte genau zu identifizieren. Der Katalog selbst enthält nur drei Bilder zu diesem Bereich. Dennoch hat das Rheinische Bildarchiv Fotos aus den Ausstellungsräumen überliefert, so dass für viele Objekte auch ein Bild zugeordnet werden kann. Diese Fotos haben einen hohen dokumentarischen Wert vor dem Hintergrund der Vernichtung durch die Schoa.
Unter dem Eindruck der Jahrtausend-Ausstellung beschloss man, in Köln ein Rheinisches Museum zu gründen, ebenso mit einer Jüdischen Abteilung, die integraler Bestandteil dieses Museums werden sollte. Ein besonderer Tora-Vorhang von 1732, der in der Synagoge Deutz hing, wurde für diesen Zweck 1926 beim Händler Walter Carl in Frankfurt/M für 660 RM angekauft. Bis heute befindet sich der Vorhang in der Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums und wurde auch auf weiteren Ausstellungen präsentiert, so 1958 bei der Eröffnung des Kölnischen Stadtmuseum, 1963 bis 1964 auf der „Monumenta Judaica“, 2017 bei der Ausstellung „Konrad der Große. Die Adenauerzeit in Köln 1917–1933“ und 2021 in der Ausstellung „In die Weite. Aspekte jüdischen Lebens in Deutschland“, die in Kooperation von MiQua und Kolumba, Kunstmuseum des Erzbistums Köln konzipiert wurde.
Bedeutung für das MiQua
Die meisten der in der Ausstellung gezeigten Objekte sind an die Leihgeber zurückgegeben worden. Welche Objekte an das Rheinische Museum übergegangen sind, das sich in der Folge der Jahrtausend-Ausstellung gründete, ist noch nicht abschließend geklärt. Die zukünftige Dauerausstellung des MiQua wird die Geschichte der Ausstellung thematisieren und auch die Spuren der Objekte verfolgen.
