Der zweite Band der MiQua-Reihe erschienen:  UNESCO-Welterbe Niedergermanischer Limes. Präsentation, Vermittlung und Tourismus.

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Der Niedergermanische Limes ist ein beeindruckendes Zeugnis der römischen Geschichte und seit 2021 Teil des UNESCO-Welterbes. Doch wie kann ein solches Denkmal der Öffentlichkeit besser vermittelt und touristisch erschlossen werden? Diesen Fragen widmete sich eine Fachtagung im LVR-Archäologischen Park Xanten, deren Ergebnisse nun im zweiten Band der MiQua-Publikationsreihe veröffentlicht wurden.

Ein langes Boot aus Holz, mit bunten, runden Schutzschildern an den Seiten liegt in einem Hagen.  Viele Menschen stehen am Ufer und begutachten es.
Die im APX rekonstruierte römische Lusorie im Juni 2024 im Hafen in Xanten (Annette Hiller/LVR-APX)

Ein Kulturerbe von globaler Bedeutung

Im Jahr 2021 wurde der Niedergermanische Limes von der UNESCO als Welterbestätte und damit als Kulturerbe der gesamten Menschheit anerkannt. Die Prominenz dieses Welterbes könnte nicht höher sein, denn der Niedergermanische Limes ist Teil des größten linearen Denkmals in Europa, der Grenzen des Römischen Imperiums. Seit 1987 hat die UNESCO die „Frontiers of the Roman Empire“ als zu schützendes Weltkulturerbe in Ihre World Heritage List aufgenommen. Beginnend mit dem Hadrians-Wall in England (1987) und dem Obergermanisch-Raetischen Limes (2005), dem Antonines-Wall in Schottland (2008), dem westlichen Teil des Donau-Limes (2021), dem Niedergermanischen Limes (2021) und der Limesstrecke Dacia in Rumänien (2024) sind nun wesentliche Abschnitte dieses weltberühmten Denkmals durch die UNESCO geschützt.

Eine Landkarte von Europa in Grautönen.  Wenige Ländergrenzen sind in Rot eingezeichnet.  Es gib schwarz rote Punkte sowie einen grünen, roten und einen blauen Fleck, die Regionen markieren
Verlauf der Grenzen des römischen Reiches in Europa mit den aktuell eingetragenen Welterbestätten (M. Pollack/Sebastian Sommer)

Forschung und Denkmalpflege als Grundlage der Vermittlung

Wissenschaft und Forschung entlang dieser Limesabschnitte obliegt teils seit mehr als 150 Jahren den Archäologinnen und Archäologen der beteiligten Länder. Die Denkmalämter kümmern sich um die wichtigen bodendenkmalpflegerischen Aspekte, etwa bei Bauvorhaben oder Notgrabungen. Mit dem UNESCO-Prädikat gilt die Aufmerksamkeit aller Akteure verstärkt der öffentlichkeitswirksamen Erschließung der archäologischen Stätten und ihrer touristischen Entwicklung. Schließlich verpflichtet die UNESCO mit der Anerkennung die Mitgliedsstaaten und Verantwortlichen, nicht nur für Schutz und Erhaltung, sondern auch für Bildung und Vermittlung der Welterbestätten Sorge zu tragen. Touristischen Belangen am Niedergermanischen Limes hat sich deshalb im September 2023 eine Tagung im APXplore im LVR-Archäologischen Park Xanten gewidmet, deren Ergebnisse nun im zweiten Band der MiQua-Reihe vorgelegt werden.

Ungefähr 100 Menschen stehen vor einem modernen Gebäude und blicken hoch in die Kamera.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung vor dem APXplore im LVR-Archäologischen Park Xanten (Olaf Ostermann/LVR-APX)

Neue Wege in der Vermittlung des Welterbes

Mit dem Tagungskonzept, nämlich dem Zusammenbinden von Fachwissenschaft und Tourismus, wurde gewissermaßen Neuland betreten, insbesondere im konsequenten Ringen um zukunftweisende Lösungen. Dazu gehörte natürlich auch der Blick nach Außen, denn am bayerischen und österreichischen Donau-Limes und mehr noch am Obergermanisch-Raetischen Limes haben die Experten seit Jahren Erfahrung sammeln und tragfähige Konzepte zur Vermittlung der Denkmäler umsetzen können. Von diesen Best-Practice-Beispielen erzählen die Expertinnen und Experten in der neuen Publikation.

Herausforderungen und Chancen in der Vermittlung des Niedergermanischen Limes

Die touristischen Aktivitäten am Niedergermanischen Limes in Deutschland besitzen gegenüber den ausländischen Projekten erhebliches Ausbaupotential, zumal sie sich bislang stets auf einzelne Stätten konzentriert haben. Selten wurden überregionale Vermittlungsstrategien entwickelt. Der Niedergermanische Limes ist zudem kein ganz leicht zu vermittelndes Bodendenkmal, denn über weite Strecken entwickelt die ehemalige Grenzlinie keine obertägig erkennbare oder erhaltene Wirksamkeit. Dieser erste Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen Menschen aus Tourismus, Archäologie, Kulturvermittlung und Museumsarbeit hatte insofern auch eine weite Spanne zu überbrücken von bereits bekannten, museal bespielten Orten wie Xanten, Neuss oder Bonn und städtischen Zentren zu bislang weitgehend unbekannten offenen Landschaftsteilen. Gerade diesen obertägig nicht sichtbaren, authentischen Bodendenkmälern gilt es, eine Wirkung als Gedächtnisorte zu entlocken. In solchen Fällen sind innovative Konzepte der Vermittlung gefragt. Tagung und Publikation zeigen den Weg auf zu neuen Ideen und Vermittlungsangeboten. Sie sind gleichzeitig Auftakt für weitere Folgeprojekte zur Vermittlung dieses bedeutenden archäologischen Kulturerbes.

Der Landschaftsverband Rheinland als zentraler Akteur

Der Landschaftsverband Rheinland bot sich als Plattform für diese Tagung an, denn er ist gleich mehrfach in das Großvorhaben Niedergermanischer Limes eingebunden. Neben der Koordinierung des Gesamtprojektes durch den Welterbebeauftragten im LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland – und der damit verbundenen kontinuierlichen Forschung – sowie dem Betrieb des LVR-Archäologischen Parks Xanten mit seinem RömerMuseum Xanten betrifft dies auch den Statthaltersitz der Niedergermanischen Provinz in Köln. Im Praetorium in Köln wurde bereits fast 60 Jahre überaus erfolgreich eine unterirdische archäologische Zone betrieben. Es ist eines der ehrgeizigsten Museumsprojekte des LVR, das Praetorium künftig noch großflächiger zu präsentieren und mit den Überresten des mittelalterlichen jüdischen Viertels als MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln zu betreiben.

Digitale Rekonstruktion eines römischen Gebäudekomplexes mit Einblick in die archäologischen Strukturen darunter. Die Visualisierung zeigt die Überlagerung der heutigen Forschung mit der antiken Architektur: Sichtbare Mauerreste verbinden sich mit einer computergestützten Rekonstruktion der ursprünglichen Gebäude. Im Vordergrund verläuft eine rekonstruierte römische Wasserleitung, die auf die ausgeklügelte Infrastruktur der Antike hinweist. Die Darstellung veranschaulicht das Zusammenspiel von Archäologie, Geschichte und moderner Technologie zur Vermittlung des kulturellen Erbes.
Rekonstruktion des Kölner Praetorium (Bauphase IV) im 4. Jahrhundert (Narmer architecture Budapest/Zs. Vasaros, G. Nagy

Die Ausrichtung und Drucklegung dieser Tagung war ein Gemeinschaftsprojekt der genannten Institutionen unter der Trägerschaft des Landschaftsverband Rheinland mit der Niederrhein Tourismus GmbH und NRW Tourismus. Namhaft unterstützt wurde das Projekt vom Landschaftsverband Rheinland und aus dem Denkmalförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen, vertreten durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW.

Das Cover zeigt eine moderne Darstellung des Niedergermanischen Limes, einer historischen Grenzlinie des Römischen Reiches. Im Vordergrund sind die Ruinen eines alten römischen Bauwerks zu sehen, während sich im Hintergrund ein rekonstruierter Wachtturm und moderne Gebäude am Wasser befinden. Segelboote und fliegende Möwen betonen die Verbindung zwischen historischer Stätte und heutiger Nutzung des Flussraums. Herausgegeben vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) in Zusammenarbeit mit MiQua, thematisiert die Publikation den Erhalt und die touristische Vermittlung dieses bedeutenden Weltkulturerbes.

Die Autoren des Bandes sind ausgewiesene Experten in den Bereichen Archäologie, Denkmalpflege und Tourismus. Dr. Thomas Otten leitet seit 2016 das MiQua und verfügt über umfassende Erfahrung im Denkmalschutz und in der Spätantikenforschung. Dr. Martin Müller ist Direktor des LVR-Archäologischen Parks Xanten und Experte für provinzialrömische Archäologie. Erich Claßen, Landesarchäologe und Leiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege, bringt langjährige Erfahrung aus der Feldarchäologie mit. Martina Baumgärtner, Geschäftsführerin der Niederrhein Tourismus GmbH, ergänzt das Team mit ihrer Expertise im Destinationsmarketing und der Hotellerie. Gemeinsam bündeln sie ihre Fachkenntnisse, um neue Perspektiven für die Vermittlung des Niedergermanischen Limes zu entwickeln.

Der Band ist im Nünnerich-Asmus Verlag erschienen, und ab jetzt erhältlich.

Autor: Dr. Thomas Otten

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Avatar von Hermann Hermann sagt:

    Was soll der Band denn kosten ?

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    1. Avatar von Nicole Gelissen Nicole Gelissen sagt:

      Guten Tag,
      Die Publikation kostet 25,00€ und kann im Nünnerich-Asmus Verlag bestellt werden. Hier finden Sie auch den link dazu: https://www.na-verlag.de/programm/n/nk/nkl/unesco-welterbe-niedergermanischer-limes/

      Viele Grüße
      Ihr MiQua-Team

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