Dr. Susanne Klingenstein – Es kann nicht jeder ein Gelehrter sein. Jiddische Literatur 1105-1597

Die Literaturwissenschaftlerin Dr. Susanne Klingenstein, mit langem braun-grauem Haar und in einer blauen Bluse gekleidet dreht den Kopf zur Seite in die Kamera
Susanne Klingenstein (Foto: Ilene Perlman, Boston)

Mittwoch, 11. Oktober 2023, 18:30 Uhr
Ort: Fritz Thyssen Stiftung, Amélie Thyssen Auditorium, Apostelnkloster 13-15, 50672 Köln
Moderation: Dr. Christiane Twiehaus (MiQua)
Eintritt: Frei
Anmeldung bitte über: miqua@lvr.de

Im ersten Bande ihrer Kulturgeschichte der jiddischen Literatur führt die Literaturwissenschaftlerin Dr. Susanne Klingenstein durch das jüdische Mittelalter und die Renaissance. Schon die früheste erhaltene Quelle, ein Festtagsgebetbuch von 1272 zeigt, dass im Alltag Juden sich einer Variante des Deutschen bedienten, die später Altjiddisch genannt wurde. Mit dieser Erkenntnis beginnt die Reise in die komplexe Welt der jiddischen Literatur. Sie führt vom Rheinland nach Franken und im 15. Jahrhundert mit den allerorts Vertriebenen nach Venedig und von dort um 1570 nach Prag und Krakau.

„Es kann nicht jeder ein Gelehrter sein,“ so rechtfertigte ein Autor 1583 in Freiburg seine witzig gereimte jiddische Adaption der mittelalterlichen hebräischen Fuchsfabeln. In Susanne Klingensteins Geschichte der jiddischen Literatur geht es in erster Linie um die Menschen, die jüdische Literatur produzierten, um ihre schwierigen Lebensumstände und aus der Not geborenen ökonomischen Kalkulationen. So gelingt ihr ein ungemein lebendiges, bewegendes und tiefes Buch über die vormoderne jüdische Welt.

Susanne Klingenstein, geboren in Baden-Baden, lebt seit 1987 in Boston. Sie unterrichtete europäische Literatur und humanistisches Denken in Harvard und am Massachusetts Institute of Technology. Seit 2020 arbeitet sie als Research Associate am Zentrum für Jüdische Studien der Harvard University. Sie veröffentlichte Studien zur Identitätsbildung jüdischer Literaturwissenschaftler sowie experimentelle Biographien über die Schriftsteller Mendele Mojcher Sforim (2014) und Martin Walser (2016). Aus dem Jiddischen übersetzte sie unter anderem Werke von Scholem J. Abramowitsch (Hanser 2019), Chaim Grade (Andere Bibliothek 2020) und Dovid Bergelson (Jüdischer Verlag/Suhrkamp Verlag 2023).

„Es kann nicht jeder ein Gelehrter sein“ ist erschienen im Jüdischer Verlag/Suhrkamp Verlag 2022

Auf einem Tisch stehen und liegen sieben Bücher von jiddische Autoren und über jiddische Literatur
Publikationen zur Buchvorstellung „Es kann nicht jeder ein Gelehrter sein“ von Susanne Klingenstein

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Fritz Thyssen Stiftung und der Buchhandlung Bittner.

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