
Vom 8. bis 11. Oktober 2024 richtet MiQua eine internationale Fachtagung zum Thema „Römische Statthaltersitze im internationalen Vergleich“ im Römisch-Germanischen Museum im Belgischen Haus in Köln aus. Für alle, die sich für die antike Architektur und Verwaltungsgeschichte des Imperium Romanum begeistern, bieten wir die Möglichkeit, die gesamte Tagung live online auf unserem YouTube Kanal zu verfolgen! Hier können Sie am 8. Oktober ab 18 Uhr zuschauen.
In den Provinzen des Imperium Romanum, wo die großen Heeresverbände stationiert waren, übernahmen Statthalter als höchste Vertreter der römischen Herrschaft die militärische Leitung. Der Statthalter einer Provinz war ebenso für die Zivilverwaltung verantwortlich. An dem Ort, wo der Gouverneur seine Residenz dauerhaft einrichtete, befand sich das administrative Zentrum einer Provinz. Der Statthalterpalast (praetorium) war nicht nur Amtssitz, sondern in der Regel auch Wohnsitz, so dass zahlreiche Raumeinheiten mit ganz verschiedenen Funktionen benötigt wurden. In der Vergangenheit konnten antike Architekturkomplexe, deren Zugänglichkeit mittels großer Innenhöfe und Portiken erschlossen wurde, als Statthaltersitze identifiziert werden. Im Zentrum der Untersuchungen standen die Raumorganisation der Statthalterresidenzen, ihre stadträumliche Disposition, ihre Nutzung, Ausstattung und Bauabfolge.
Die Tagung versammelt mehr als 30 Redner*innen aus verschiedenen Ländern des Mittelmeerraumes. Nicht nur das Verhältnis zwischen Kaiser und Statthalter, sondern auch die wechselseitigen Beziehungen zwischen den Statthalterresidenzen und ihren lokalen wie auch provinzialen Kontexten werden behandelt. Aufgrund der Überlieferungslage werden unter anderem die römischen Provinzen Judäa, Niedergermanien, Ober- und Unterpannonien und Dakien näher betrachtet.
Themenschwerpunkte der Tagung
Bei der Wahl des Standortes für den ständigen Statthaltersitz spielten günstige Verkehrsverbindungen, etwa die Lage am Meer oder an Flüssen, wie auch die militärstrategische Gesamttopographie der Provinz eine ausschlaggebende Rolle. Welche Kriterien der Standortbestimmung sind in der Abwägung berücksichtigt worden, so dass sich die Lage an den Außengrenzen einer Provinz oder etwa in deren geografischen Zentrum erklärt? Wie sehr prägte die Geländetopografie des gewählten Standortes die Bauausführung und Raumorganisation der Statthaltersitze (Abgeschlossenheit nach Außen, Haupteingangsfront, Schaufassaden, Zugänge, Eingangskontrolle, Wegeführung, Hierarchien von Gebäudetrakten)?
Mit Blick auf einen urbanen Kontext stellt sich die Frage, ob der schrittweise Ausbau eines Statthalterpalastes Konsequenzen für die städtebauliche Gestaltung hatte. Ergaben sich Synergieeffekte aus einer Zusammenarbeit zwischen militärisch organisierter Zentralmacht und Stadtverwaltung, die wiederum prägend auf das Stadtbild wirkte? Sind zumindest in Einzelfällen Baustiftungen des Statthalters, gegebenenfalls im kaiserlichen Auftrag, oder eine Förderung der Infrastruktur durch das römische Militär für das betreffende städtische Gemeinwesen nachweisbar?
Aufgrund des weit gefassten lateinischen Begriffes praetorium, der nicht nur den Amtssitz eines Provinzstatthalters, sondern auch den Amtssitz eines römischen Verwaltungsträgers und das Quartier eines Kommandeurs im Militärlager anspricht, drängt sich eine Gegenüberstellung dieser Bauten auf. Eine vergleichende Raumfunktionsanalyse von Statthaltersitzen, Amtssitzen der Finanzprokuratoren und Standquartieren von Legionslegaten ermöglicht es, Grundanforderungen und erweiterte Nutzungskonzepte detailliert herauszuarbeiten. Lassen sich Raumhierarchien im Vergleich der praetoria fassen und wo liegen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihrer Raumorganisation?
Weitere Themen
Weitere avisierte Einzelthemen reichen vom Grad der luxuriösen Ausstattung der Praetoria, den privaten Gemächern der Statthalterfamilie, Orten des Kultgeschehens bis hin zum anwesenden Militär- und Beamtenapparat mitsamt Personal. Ferner sollen die Strukturen und Funktionen der Statthaltersitze rekonstruiert und wenn möglich regionale Unterschiede herausgearbeitet werden.
Einen eigenen Themenkomplex machen der Wandel von Praetoria und Amt in der Spätantike aus und die Weiterentwicklung und -nutzung oder auch das Ende der römischen Palastbauten im Laufe des Frühmittelalters.
Teilnahme und Programm
Der gesamte Ablauf der Tagung wird online gestreamt. Eine Anmeldung zum Live-Stream ist nicht notwendig. Sie können sich unter folgendem Link dazu schalten: https://www.youtube.com/watch?v=ylClBRYn110
Das Programm können Sie hier einsehen: https://miqua.lvr.de/media/miqua/veranstaltungen/2024_Oktober_Tagung_MiQua_Roemische_Statthaltersitze_Programm_final.pdf
Wir freuen uns darauf, Sie virtuell begrüßen zu dürfen!