Unter den zahlreichen archäologischen Funden aus dem mittelalterlichen jüdischen Viertel in Köln fällt eine eher ungewöhnliche Fundgruppe sofort ins Auge. Es handelt sich um mindestens 11 Bruchstücke von mindestens vier hängenden, bronzenen Öllampen mit mehreren Tüllen für Dochte. Von oben betrachtet sind diese Hängelampen sternförmig.
Ganz ähnliche Lampen sind aus der frühen Neuzeit bekannt als so genannte „Schabbat-Lampen“ und wurden zu dieser Zeit auch als „Judensterne“ bezeichnet. Sie wurden am Schabbat von der Hausfrau über dem Tisch entzündet.
Allerdings sind sich die Forscher*innen nicht einig, ob es sich bei den mittelalterlichen Exemplaren dieses Typs bereits um solche Schabbat-Lampen oder ihre Vorläufer handelt, oder ob sie möglicherweise einem anderen Zweck dienten. Sicher ist, dass sie nicht zum gängigen Repertoire mittelalterlicher Siedlungs-Fundplätze zählen und im Vergleich mit anderen Lampen des Mittelalters ungewöhnlich sind. Zumindest einige Exemplare sind aus dem Umfeld mittelalterlicher Kirchen, andere wiederum aus jüdischen Vierteln bekannt. Wie also müssen die mittelalterlichen sternförmigen Lampen gedeutet werden? Handelt es sich um einen Lampentyp, der speziell von Jüdinnen*Juden genutzt wurde oder war er auch unter Christ*innen verbreitet?

Die Kölner Bruchstücke sollen nun durch Vera Henkelmann, Tanja Potthoff und Michael Wiehen genauer untersucht werden. Da die Kölner Funde aus einem eindeutig jüdischen Zusammenhang stammen, haben sie für die allgemeine Erforschung dieses Lampentyps eine besondere Bedeutung. Im Vergleich mit anderen archäologischen Funden, Lampen aus dem Kunsthandel und bildlichen Darstellungen in mittelalterlichen Handschriften werden die Wissenschaftler*innen versuchen, das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten und sich der mittelalterlichen Bedeutung dieser Lampen zu nähern.
Das gemeinsame Kölner Forschungsvorhaben ist Teil des geplanten größeren Projekts „Sternförmige Bronzelampen des Hoch- und Spätmittelalters in rituellen Kontexten von Judentum und Christentum“, das Vera Henkelmann an der Universität Erfurt vorbereitet.
Ein Beitrag von Vera Henkelmann, Tanja Potthoff und Michael Wiehen.
Beitragsbild: © Stefan Arendt / LVR-Zentrum für Medien und Bildung
Alles Gute für das Erfolg versprechende Kooperationsprojekt!
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Vielen Dank, lieber Herr Wachten!
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